Dieses Zitat trifft es ganz gut. Ich war bisher so
beschäftigt damit, Argentinien und die Argentinier zu entdecken, zu arbeiten,
Baradero zu erkunden, Spanisch zu sprechen, Mate zu trinken, Dulce de Leche,
Alfajores und Asado zu essen, und und und, dass ich mich immer noch nicht
meinem Blog gewidmet habe.
Aber ich werde jetzt mal versuchen, ein wenig digital Staub
zu wischen.
Ich bin jetzt schon über zwei Monate in Argentinien und bald
auch schon zwei Monate in meinem Projekt und meiner Wohnung in Baradero.
Es mag sich sehr nach einer Phrase anhören, aber ich muss
trotzdem sagen:
Es geht mir gut und ich fühle mich hier wohl!
Natürlich trifft das nicht immer und auf alles zu, aber
generell stimmt es.
Baradero gefällt mir und hat durchaus seinen Charme, auch
wenn es sich wahrscheinlich nicht viel von anderen argentinischen Städten in
der Größenordnung unterscheidet.
Es ist eine kleine, eher ländliche Stadt, in der es alles
gibt was man braucht, aber auch nicht viel mehr. Es gibt einen Fluss, an dem
die meisten Argentinier in ihrer Freizeit angeln gehen, ein Stadtzentrum mit
Läden, Cafés und ganz vielen Eisdielen, einen Platz, die Plaza Principal, auf
der Märkte stattfinden und auf dem man auch einfach rum sitzen kann und ein paar
jährlich stattfindende Feste.
Mein Projekt ist der Hogar German Frers, der früher ein
Kinderheim war und heute ein Tageszentrum (Centro de Dia) für Kinder und Jugendliche
ist und ein bisschen außerhalb der Stadt liegt. Dazu gehört ein sehr schönes
und weitläufiges Gelände mit Herberge, Pool, Basketball- und Fußballplatz, landwirtschaftliche
Anbauflächen, Tieren, einem Wäldchen und einer Kirche.
Das Hostel und davor die Kinder, am "Dia de la Primavera" |
Wohn- und Esszimmer |
In der oben genannten Herberge befindet sich die
Freiwilligen-Wohnung, ein Apartment mit zwei Schlafzimmern, einem Bad und einem
Ess-/Wohnzimmer mit Küche, Kühlschrank und Fernseher. Momentan wohnen wir hier
zu dritt, Mara und ich, die ein Jahr lang bleiben und Vera, mit der ich mir
auch ein Zimmer teile, die im September gekommen ist und bis Ende des Jahres
bleibt.
Gruppenfoto mit einigen den Kinder |
Wir arbeiten Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. Am
Vormittag helfen wir meistens in der Küche mit, putzen das Hostel oder waschen,
trocknen und bügeln Laken. Ab 12 Uhr kommen dann die ersten Kinder (im Alter
von 8-14 Jahren) aus der Schule direkt ins Centro de Dia und spielen und
quatschen erstmal. Um 13 Uhr gibt es dann ein eigentlich immer leckeres und meist
vielfältiges Mittagessen. Es werden jeden Tag zwei Kinder zum Küchendienst
eingeteilt, die dann den Tisch decken und danach den Essraum aufräumen und
sauber machen. Nach dem Mittagessen werden die Zähne geputzt und anschließend
gibt es ein Nachmittagsprogramm, das je nach Wochentag und Wetter variiert. An drei
Tagen in der Woche gibt es Apoyo Escolar, das ist Hausaufgaben- und Nachhilfe
und an einigen Tagen gibt es Taller, was so viel wie Workshop bedeutet, dort
wird dann gebastelt oder gewerkelt. An anderen Tagen haben die Kinder Sport
oder lernen in der Huerta (dem Gemüsebeet, einem der Teil der
landwirtschaftlichen Anbauflächen) etwas über Pflanzen und deren Anbau. Es gibt
auch eine „Abuela de los Cuentos“, die kommt um den Kindern Geschichten
vorzulesen und Chuchi, eine sehr, sehr liebenswerte, ältere Dame, die den
Kindern weben und stricken beibringt. Die Gestaltung der freien Zeit hängt ganz
vom Wetter ab, bei schönem Wetter spielen die Kinder meistens draußen, entweder
frei oder auf dem Fußball- oder Basketballplatz. Bei schlechtem Wetter werden
drinnen Spiele gespielt oder es wird einfach nur Mate getrunken und gequatscht,
manchmal wird auch ein Film geschaut. Um 17 Uhr gibt es immer eine Merienda,
bei der alle zusammen kommen, Tee oder Saft trinken und Kekse oder Gebäckteile
essen. Im Centro de Dia wird die Merienda auch genutzt um über den Tag zu
sprechen. Hierbei wird jedes Kind dazu aufgefordert sein eigenes Verhalten über
den Tag hinweg zu reflektieren und es in Form von Farben zu bewerten. Grün ist
ein gutes, Gelb ein mittelmäßiges und Rot ein schlechtes Verhalten. Bei einem
Rot und Gelb wird darüber gesprochen, wie sich das Kind verhalten hat, was
falsch daran war und wie es besser wäre. Nach einem bestimmten Zeitraum werden
die Farben in Punkte umgerechnet und je nach erreichter Punktzahl bekommen die
Kinder kleine Geschenke und Belohnungen. Um 17:30 Uhr gehen die Kinder nach
Hause, einige werden abgeholt, andere werden von den Erziehern über die
Landstraße gebracht und gehen dann alleine nach Hause. Wir, die Freiwilligen,
waschen das Geschirr von der Merienda ab und haben dann um 18 Uhr Feierabend.
Ausflug nach Zarate und zur Puente über den Rio Parana |
Nach der Arbeit wird die Wohnung geputzt, gewaschen und
eingekauft und an zwei Tagen in der Woche gehen wir zum Sport ins nahe liegende
Gemeindezentrum. An den Wochenenden sind wir meistens auch sehr aktiv, es gibt
öfters Freizeiten oder andere Aktivitäten im Hostel, bei denen wir dann mithelfen. Ansonsten erkunden wir Baradero und machen Ausflüge im Umland,
fahren nach Buenos Aires, um die dort lebenden Freiwilligen zu besuchen oder
machen etwas mit einem unserer Kollegen. Ich habe außerdem zwei sehr nette und
lustige Mädchen aus Baradero, Flor und Yami, kennen gelernt, mit denen ich mich
ab und zu treffe, quatsche, etwas Leckeres esse und sehr viel lache.
Ich hoffe, dass ich euch hiermit erstmal einen ungefähren Eindruck
von meinem Leben hier vermitteln konnte. In nächster Zeit werde ich versuchen,
alles noch ein wenig genauer zu beschreiben, ein bisschen über Argentinien, die
Argentinier und alles was dazu gehört zu erzählen und euch auf dem Laufenden zu
halten.
Macht´s gut und hasta pronto,
besos y saludos de Nele